- Die Fähigkeit freudig da zu sein
Manchmal ist die DASEINSFREUDIGKEIT ganz zart und schüchtern, wie ein Flämmchen einer kleinen Kerze. Manchmal ist sie klein wie eine Erbse mitten in mir. Schüchtern und zurückgezogen. Dann wieder ist sie ein Springbrunnen, sprudelnd und lebendig. Mitunter sogar wild und explosiv wie ein Feuerwerk. Sie kann sich auch fragil und verletzlich zeigen. Wie Seifenblasen – schillern und prächtig, gleichzeitig vergänglich und schnell zerplatzt.
Wie auch immer sie sich zeigt, sie hat eine treibende Kraft in sich, die Urkraft der Lebensfreude. Erstaunlicherweise kann sich die DASEINSFREUDIGKEIT selbst in schwierigen Zeiten zeigen. Wenn das Leben gerade traurig und duster ist, weil mein Bruder verstorben ist, so fühlt sich das Innerste an wie ein dunkler See, ein Moorsee - der hat sogar Eigenschaften eines Treibsandes und scheint alles Lebendige zu verschlucken. Und mitten aus diesem düsteren Dunkel taucht sie unerwartet und unverhofft auf. Wie ein Minifeuerwerk entspringt sie aus dem moorigen Morast und überrascht mit ihrer Farbenpracht und Energie. Da ist sie – mitten in der Finsternis und erhellt das Leben wieder. Lädt ein zu Schabernack, lässt das Frechsein wieder keimen und ermöglicht einen freudigen Grinser. Sie ist leicht einzuladen, sie ist schnell verfügbar, wenn ihr der Hof gemacht wird. Das gelingt mit fetziger Musik, mit ein paar Hüpfern, mit lachenden Kindern und tollenden Hundebabies. Ok – Katzenbabies funktionieren auch. Katzenschnurren soundso. Wenn dir nichts einfällt, lass dich von den Kindern inspirieren. Die absoluten DASEINSFREUDIGKEITsexperten: Purzelbaum, über die Wiese rollen, sich im Kreis drehen, Grimassen schneiden. Unbeschwertheit und Gegenwärtigkeit.
Wie blöd ist der Mensch, dass er das verlernt?! Soll das eine Errungenschaft sein? Vor lauter gscheit sein, vernünftig sein, „erfolgreich sein“ haben wir´s vergeigt - die DASEINSFREUDIGKEIT erstickt, erwürgt, krepieren lassen.
Glücklicherweise lässt sie sich leicht wiederbeleben. Wie die Rose von Jericho: ein bisschen Wasser, ein bisschen Zeit und sie grünt schon wieder - was für ein Wunder! Wir sollten sie hegen und pflegen, gießen und düngen, streicheln und wertschätzen, einladen und versorgen, sie macht das Leben bunt, sie macht uns lächeln und lachen, singen und hüpfen, sie ist die Essenz, das Ziel.
Sie ist manchmal so bescheiden und hält Einzug beim Betrachten einer Blume, beim Beobachten des Atems, beim einfach nur da Sein. Freudig da sein. Weil das Leben Freude sein soll. Weil uns die Freude weiterbringt.
DASEINSFREUDIGKEIT hat keine Erwartungen, sie braucht nicht viel. Sie nimmt, was da ist. Das einzige, was sie braucht ist der innere Funke. Der Funke, der in jedem Menschen ist, manchmal jedoch verschüttet, versteckt, zugedeckt. Wenn es gelingt, diesen Funken zu bewahren, ihm Raum zu geben, dann erblüht daraus die DASEINSFREUDIGKEIT. Je nach Lebenssituation mal groß und bunt und aufgeregt, mal klein und zart und fein. In allen Facetten ist die Nahrung für die Seele – vorausgesetzt sie wird wahrgenommen und darf somit erblühen. So einfach ist das. Kinderleicht könnte man sagen. Danke ihr Kinder und Kindheitserinnerungen, dass ihr uns immer wieder auf´s Neue lehrt wie es geht mit dem freudigen Leben – mit der DASEINSFREUDIGKEIT.
Nächster Schreib- und Kreativworkshop zum Thema DASEINSFREUDIGKEIT: 10. April
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Schöner Artikel! Tut mir leid, wegen deines Bruders!